"Glitch Choir" von Deva Schubert. Im Januar 2024 zu sehen bei den 33. Tanztagen Berlin in den Sophiensælen. ©Frank Sperling

 

wir alle haben einen Körper, aber wir sind auch dieser Körper. Unsere Körper sind Produkte der gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse in die wir hineingewachsen sind – und zugleich sind sie veränderbar und tragen das Potenzial in sich, diese Verhältnisse und Normen zu verschieben, zu unterwandern und aufzubrechen. Doch wie bringen sich diese Körpersubjekte eigentlich hervor, wie können sie gesellschaftliche Machtverhältnisse (neu) bestimmen und welche Rolle kann der Tanz als genuin körperliche Kunstform dabei einnehmen? Anders gefragt – was hat Tanz mit Macht zu tun?

Die Autorin und Podcasterin Alice Hasters begreift Tanz als eine körperliche Praxis, die viel über gesellschaftliche Machtverteilung verrät: Sie fragt sich in ihrem Essay Tanzen ist cringe, wer eigentlich tanzt und wer nicht – welche Stereotypen und sozialen Erwartungen damit verbunden sind und warum das Tanzen besonders in elitären Räumen so eng mit Selbstbeherrschung und zugleich mit der Angst verknüpft ist, sich zu blamieren. Wie Tanz- und Performancekunst in vorherrschenden Repräsentationsmodi direkt an politische Machtfragen anknüpft, versucht der Tänzer und Choreograf Armin Hokmi zu ergründen. In seinem Text Dance with no Clothes on schreibt er über seine neue Arbeit Shiraz, die im Februar in der Tanzfabrik uraufgeführt wird und mit der er sich auf die Spuren des Shiraz Arts Festival begibt, das in den 60er und 70er Jahren im Iran stattfand, bevor es ab 1977 verboten wurde. Der Tanzkurator Mateusz Szymanówka hingegen lenkt den Blick auf den Zusammenhang von Macht, Geld und Sexyness: Anlässlich eines Zukunftsworkshops zum Thema Geld, der im Januar im Rahmen der Tanztage Berlin 2024 stattfindet, schreibt er in Dirty Sexy Money über das nach wie vor bestehende Problem der Selbstausbeutung in der Freien Tanzszene, über generationenübergreifende Verantwortung und darüber, wie wichtig es ist, über Geld zu sprechen. Und welche virale Macht hat der Tanz? Was passieren könnte, wenn zwei 14- und 15-jährige Rohingya Mädchen aus Myanmar während ihrer Flucht ein Tanzvideo auf TikTok teilen und was Lady Gaga und PepsiCo damit zu tun haben, erklärt uns Kolumnistin Parvathi Ramanathan mit ihrem Text Headlines from Other Times – und entwirft damit eine imaginäre Abfolge von Ereignissen in einer Welt, in der ein Tanzschritt die Welt verändert.


Im Januar und Februar zeigt sich Berlin ja meistens von seiner deprimierenden Seite. Was gegen Dunkelheit und Tristesse helfen kann, ist ins Theater gehen. Alle Tanzveranstaltungen findet Ihr in der Heftmitte, plus sechs Kurzvorschauen auf Premieren und Festivals. Schaut Euch Tanz an! Zum Beispiel bei den 33. Tanztagen Berlin in den Sophiensælen vom 5. bis 20. Januar, bei PURPLE – Internationales Tanzfestival für junges Publikum vom 20. bis 28. Januar 2024 oder bei einer der vielen Premieren und Wiederaufnahmen in Berlin und Potsdam.


Habt einen guten Start in 2024, kommt gut durch den Winter und viel Spaß beim Lesen!
Johanna Withelm

Folgt uns